Die versteckte Gefahr im Kinderzimmer
In diesem Beitrag erfahren Sie, was Cybergrooming ist, welche Gefahren es birgt und wie wir unsere Kinder davor schützen können.
Was ist Cybergrooming?
Cybergrooming bezeichnet die gezielte Kontaktaufnahme Erwachsener zu Minderjährigen im Internet mit dem Ziel der sexuellen Belästigung oder des Missbrauchs. Die Täter bauen über einen längeren Zeitraum Vertrauen auf, um ihre Opfer zu manipulieren und zu missbrauchen.
Erschreckende Statistiken
Die JIM-Studie 2023 liefert alarmierende Zahlen:
- 33% der Mädchen und 25% der Jungen zwischen 12 und 19 Jahren wurden online bereits sexuell belästigt[1].
- Besonders gefährdet sind Kinder und Jugendliche auf Plattformen mit Online-Spielen oder starkem Chat-Fokus[2].
Taktiken der Täter
Cybergroomer gehen oft nach einem bestimmten Muster vor:
- Kontaktaufnahme: Sie suchen gezielt nach potenziellen Opfern in sozialen Netzwerken, Online-Spielen oder Chats.
- Vertrauensaufbau: Durch Schmeicheleien und vorgetäuschtes Interesse gewinnen sie das Vertrauen der Kinder.
- Informationssammlung: Sie erfragen persönliche Details und Gewohnheiten des Kindes.
- Isolierung: Sie versuchen, das Kind von anderen Bezugspersonen zu isolieren.
- Sexualisierung: Langsam lenken sie Gespräche auf sexuelle Themen.
- Erpressung: Oft fordern sie intime Bilder oder Videos und erpressen damit das Kind [3].

Wie können wir unsere Kinder schützen?
1. Aufklärung und offene Kommunikation
- Sprechen Sie frühzeitig und altersgerecht über Sexualität und die Gefahren im Internet.
- Signalisieren Sie, dass Sie immer ansprechbar sind – auch bei unangenehmen Themen.
2. Gemeinsame Entdeckung der digitalen Welt
- Lernen Sie die von Ihren Kindern genutzten Medien kennen.
- Entdecken Sie Plattformen und Apps gemeinsam mit Ihren Kindern.
3. Klare Regeln und Sicherheitseinstellungen
- Besprechen Sie Regeln für das Online-Verhalten, besonders beim Chatten.
- Überprüfen Sie gemeinsam die Privatsphäre-Einstellungen auf allen Plattformen.
4. Technische Schutzmaßnahmen
- Für jüngere Kinder: Richten Sie Jugendschutzfilter, Kindersuchmaschinen und moderierte Kinderforen ein.
- Nutzen Sie Familien-Accounts und Kinderschutz-Apps, aber respektieren Sie dabei die Privatsphäre Ihres Kindes [4].
5. Medienkompetenz fördern
- Bringen Sie Ihrem Kind bei, kritisch mit Online-Inhalten umzugehen.
- Erklären Sie, dass nicht alles und jeder im Internet echt oder vertrauenswürdig ist.
Was tun, wenn ein Kind betroffen ist?
- Ruhe bewahren: Reagieren Sie besonnen und unterstützend.
- Zuhören: Lassen Sie Ihr Kind erzählen, ohne zu urteilen.
- Rücken stärken: Machen Sie klar, dass das Kind keine Schuld trägt.
- Beweise NICHT sichern: Machen Sie selbst keine Screenshots oder Senden Sie sich keine Chat-Verläufe zu, denn damit gelangen Sie in den Besitz von kinder- oder jugendpornografischem Material und können sich unter Umständen selbst strafbar machen.[5]
- Kontakt blockieren: Beenden Sie die Kommunikation mit dem Täter.
- Melden: Informieren Sie die Plattform-Betreiber und die Polizei.
- Professionelle Hilfe suchen: Wenden Sie sich an Beratungsstellen oder Therapeuten [6].

Wichtig: Vermeiden Sie diese Fehler
- Drohen Sie nicht damit, Geräte wegzunehmen. Dies könnte dazu führen, dass Ihr Kind sich in Zukunft nicht mehr anvertraut.
- Geben Sie dem Kind nicht die Schuld. Der Täter ist der alleinige Schuldige.
- Ignorieren Sie das Problem nicht in der Hoffnung, dass es von alleine verschwindet [4].
Rechtliche Situation
In Deutschland ist Cybergrooming strafbar. Seit 2020 ist auch der Versuch strafbar, was die Strafverfolgung erleichtert. Die Strafen reichen von Geldstrafen bis zu mehrjährigen Haftstrafen [5].
Fazit
Cybergrooming ist eine ernsthafte Bedrohung in unserer digitalisierten Welt. Aber mit Wachsamkeit, offener Kommunikation und den richtigen Schutzmaßnahmen können wir unsere Kinder stärken und schützen. Bleiben Sie informiert, offen für Gespräche und zögern Sie nicht, bei Bedarf Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Weiterführende Ressourcen
Für weitere Informationen und Unterstützung empfehle ich folgende Ressourcen:
- Klicksafe.de – Cybergrooming: Umfassende Informationen und Materialien zum Thema.
- Schau Hin! – Cybergrooming: Praktische Tipps für Eltern.
- Polizeiliche Beratung zu Cyber-Grooming: Informationen zur Prävention und zum Umgang mit Verdachtsfällen.
- Nummer gegen Kummer: Anonyme Beratung für Kinder, Jugendliche und Eltern.
- Innocence in Danger: Organisation zum Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch im Internet.
Gemeinsam können wir das Internet zu einem sichereren Ort für unsere Kinder machen!
